Pflege ohne Grenzen: Warum Deutschland auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist

bpa.Landesvorständin Marion Gnidtke zu Gast im hr-Sommerinterview beim hessischen Landtag

Screenshot des hr-Sommerinterviews mit Marion Gnidtke

In der Pflege spitzt sich der Fachkräftemangel immer weiter zu – ein Problem, das nicht nur in Hessen, sondern bundesweit spürbar ist. Marion Gnidtke, Geschäftsführerin des  G&G Pflegedienstes in Ahnatal und Mitglied im bpa-Landesvorstand Hessen, macht in dieser Hinsicht deutlich: Ohne Mitarbeitende aus dem Ausland würde ihr Pflegedienst nicht existieren. „Dann können wir die Einrichtung schließen, wir können die Tagespflege schließen und wir können den ambulanten Dienst schließen“, sagt Gnidtke.

Aktuell arbeiten in ihrer Einrichtung 43 Menschen, darunter 27 Pflegekräfte. Neun von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Für ihre Mitarbeitenden ist klar: „Wir müssen einfach Leute einstellen. Ob die aus Afrika kommen, ob die aus Asien kommen - wir sind alle Menschen“, so Pflegekraft Helena Scaglione aus Tadschikistan.

Gnidtke beobachtet jedoch, dass politische Rhetorik die Gewinnung von Fachkräften erschwert: „Immer häufiger zögern Pflegekräfte, nach Deutschland zu kommen, weil die Rhetorik der AfD so extrem ausländerfeindlich geworden ist, dass die Leute hier dann nicht mehr arbeiten möchten.“

Im Sommerinterview mit dem hessischen AfD-Fraktionschef Robert Lambrou stellte Gnidtke klar: „Wir brauchen Migration. Wir brauchen ausländische Mitarbeitende. Wir brauchen Mitarbeitende in allen unseren Bereichen. Wann hören Sie auf mit der ausländerfeindlichen Politik?“ Für die Pflegebranche, die seit Jahren auf Fachkräfte aus aller Welt setzt, ist diese Entwicklung gefährlich.

Die Unternehmerin unterstreicht, dass Deutschland nicht nur kurzfristig Fachkräfte benötigt, sondern langfristig eine Willkommenskultur fördern muss. „Ich habe seit Januar eine Krebsdiagnose erhalten und meine Versorgung wurde nur sichergestellt, weil in dieser Klinik mindestens 50 Prozent ausländische Mitarbeitende in allen Bereichen gearbeitet haben – von den Ärzten bis zum Reinigungsteam. Ich wäre nicht so gut versorgt worden, wenn wir nicht diese Menschen aus dem Ausland hätten", erzählt Marion Gnidtke im Interview.

Ihr Fazit ist klar: Pflege geht nicht ohne Migration – und eine Politik, die ausländische Fachkräfte verunsichert, gefährdet die Versorgung älterer Menschen. Für Gnidtke ist die Botschaft eindeutig: „Wir müssen Menschen willkommen heißen, die uns unterstützen, und ihnen zeigen, dass sie hier arbeiten können, ohne Angst haben zu müssen.“