„Die gehört, glaube ich, zu Ihnen.“

Wie eine Fliege, ein Physiotherapeut und eine mutige Reisegruppe zeigten, worum es in der Pflege wirklich geht.

Wenn ich heute auf unsere diesjährige Wochenfahrt nach Südtirol zurückblicke, denke ich nicht zuerst an das Reiseprogramm – obwohl es großartig war. Ich denke an einen Bus voller Charaktere, an eine Fliege ohne Pass, an die ruhige Stimme eines Physiotherapeuten, an Gelächter auf einem Aussichtsbalkon und an den Moment, in dem jemand leise sagte: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das nochmal erlebe.“ Pflege beginnt nicht mit der Leistungsplanung – sondern mit dem Zutrauen, dass Menschen mehr können, als sie selbst glauben. Genau diese Haltung trägt uns bei ServicePflege, unserem ambulanten Pflegedienst in Leipzig. Und sie ist auch die Grundlage für ServicePflege aktiv, unserem Reiseunternehmen, mit dem wir Menschen, die Unterstützung im Alltag benötigen, ermutigen, wieder unterwegs zu sein – nicht allein, sondern gut begleitet.

In diesem Jahr führte uns unsere Reisegruppe acht Tage lang durch Südtirol. Die Teilnehmenden? So bunt wie das Leben selbst: Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, stille Beobachterinnen, erfahrene Vielreisende, frisch Verwitwete, Lebenskünstler, Neugierige, Skeptische. Einige erhalten täglich kleine pflegerische Leistungen, andere kamen einfach mit, weil sie sich bei uns sicher fühlen. Die Altersspanne war beachtlich – die Bereitschaft, aufeinander Rücksicht zu nehmen, noch viel größer. Diese Vielfalt war keine organisatorische Herausforderung, sie war der eigentliche Reichtum der Reise. Unterstützt wurden wir wie in jedem Jahr von einem Physiotherapeuten, der als Kooperationspartner mitgereist ist. Er war nicht als Übungsleiter dabei, sondern als Mensch mit Fachblick und Fingerspitzengefühl. Seine Begleitung war still, aber präsent: eine Hand am Ellenbogen, ein Blick aufs Schuhwerk, eine wohldosierte Pause – und immer das Gespür, wann ein Schritt nicht körperlich, sondern emotional schwerfällt. Nicht wenige haben durch ihn Vertrauen in sich zurückgewonnen – ohne je das Gefühl zu haben, therapiert zu werden.

Unsere Tage waren gefüllt mit eindrucksvollen Zielen – und kleinen persönlichen Erfolgen. In Meran streichelte uns die Sonne wie ein Südtiroler Kellner seine Espressomaschine. Im Bernina-Express blickten wir durch das Zugfenster, was zur fahrenden Leinwand wurde – mit dem Gefühl, dass draußen mehr geschieht, als ein Foto festhalten kann. Im Schnalztal beeindruckte uns die Welt des Ötzi – nicht zuletzt durch ein echtes Feuer, das ein Gästeführer ganz im Stil der Steinzeit entfachte. Selbst der Regen an diesem Tag konnte unsere Stimmung nicht trüben. Am Gardasee nahm eine Gehhilfe ein Bad – der dazugehörige Mensch blieb trocken. Und natürlich war da noch Aschbach, wo das Essen uns in Verzückung versetzte, der Ausblick den Atem raubte und die Torte – nun ja, die sprach für sich. Dass sie aus der Hand von „Max’ Mama“ kam, machte sie noch ein bisschen wertvoller.

Und dann war da noch die Sache mit der Fliege. Bei der Rückfahrt an der Landesgrenze kam es zur Kontrolle. Ein freundlicher Beamter stieg ein, forderte Ausweise – und mit ihm betrat eine kleine, blinde Fliege den Bus. Sie taumelte zwischen Taschen, Sonnenhüten und Notizbüchern hindurch, als wolle sie mitreisen, aber hatte vergessen, sich anzumelden. Ich beobachtete das, stand auf, fing sie mit einer ruhigen Handbewegung – und überreichte sie dem verdutzten Beamten mit den Worten: „Die gehört, glaube ich, zu Ihnen.“ Der Lacher war auf unserer Seite. Und die Szene blieb: eine Mischung aus Situationskomik, Gelassenheit und diesem feinen Gespür, das gute Pflege ausmacht – nämlich da zu sein, ohne sich aufzudrängen.

Diese Reise hat uns viel gelehrt. Nicht nur fachlich, sondern menschlich. Sie hat gezeigt, dass Begegnung auf Augenhöhe mehr bewirkt als jedes standardisierte Aktivierungsprogramm. Dass Kooperation mit anderen Professionen – in diesem Fall mit einem Physiotherapeuten – nicht nur funktional, sondern emotional tragend sein kann. Dass Bewegung mehr ist als Mobilitätsförderung – nämlich eine Form von Selbstwirksamkeit. Und dass ein Lächeln, ein gemeinsames Essen oder ein ungeplanter Fotostopp oft wichtiger sind als der Punkt auf dem Ablaufplan. Viele unserer Teilnehmenden haben nach der Reise angerufen oder geschrieben. Manche sagten: „Ich hab mich wieder getraut, allein zum Bäcker zu gehen.“ Andere fragten: „Wenn Sie wieder was planen – darf ich mich vormerken lassen?“ Und einige lächelten nur und sagten: „Es war einfach gut.“ Die Fliege lebt übrigens auch noch, vermute ich. Der Physiotherapeut will wieder mit. Die Torte bleibt unvergessen. Und bei ServicePflege und ServicePflege aktiv wissen wir einmal mehr: Pflege ist nicht nur Dasein im Alltag – sondern auch Einladung zum Leben. Und manchmal beginnt das genau dort, wo die Routine endet – zum Beispiel an einem Berghang, in einem Bus oder mit einem Satz wie: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das nochmal mache.“