Freiwilligendienstleistende sind weit mehr als „nur“ helfende Hände: Sie sind Brückenbauer zwischen den Generationen, stärken die soziale Verantwortung innerhalb unserer Gesellschaft und sensibilisieren auch Jüngere für die Themen Alter und Pflege. In Schleswig-Holstein können sich die jungen Menschen im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) zudem zur zusätzlichen Betreuungskraft qualifizieren lassen.
In einer Zeit, in der unsere Gesellschaft zunehmend altert, spielen Freiwilligendienstleistende in der Pflege und Betreuung eine bedeutsame Rolle. Diese engagierten jungen Menschen unterstützen die Fachkräfte und bringen frischen Wind in die Einrichtungen. Sie schenken zusätzliche Zeit, Zuwendung und Unterstützung und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der betreuten Menschen. Gleichzeitig entwickeln sie durch das Erleben des spezifischen Arbeitsalltags in ihrer Einsatzstelle eigene Kompetenzen weiter und wachsen oftmals zu geeigneten Nachwuchskräften heran.
Durch die enge Verzahnung des Dienstes in der Einsatzstelle mit den Bildungsseminaren sowie der individuellen pädagogischen Begleitung durch Kultur- und Jugendprojekte e.V. entstehen zahlreiche Möglichkeiten für die FSJler, praktische Erfahrungen zu sammeln und diese kontinuierlich zu reflektieren.
In Schleswig-Holstein können sich die jungen Menschen im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) zudem zur zusätzlichen Betreuungskraft qualifizieren lassen. Dieses Angebot ist ein Alleinstellungsmerkmal des FSJ in Schleswig-Holstein mit dem bpa als Träger. Die Grundlage hierfür bildet ein eigenes Qualifizierungskonzept, welches durch das Land Schleswig-Holstein anerkannt und zertifiziert ist.
Nach einer Überprüfung der formalen und persönlichen Voraussetzungen der interessierten Freiwilligen folgt die Teilnahme an der Qualifizierung. Am 20. Juni 2025 freuten sich schließlich zehn junge Menschen des aktuellen Jahrgangs der Freiwilligendienstleistenden darüber, das Zertifikat „zusätzliche Betreuungskraft“ von Verena Hansen (bpa) und Nina Seimetz (bpa) überreicht zu bekommen.
Neben theoretischen Inhalten, die im Rahmen der Seminare vermittelt werden, sieht das Qualifizierungskonzept auch einen praktischen Teil vor. Im Zuge der Zusatzseminarwoche besuchten die Freiwilligen auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit Tanja Baier (Referentin KJP e.V.) und Steffi Schoop (päd. Leitung KJP e.V.) das Travedomizil in Bad Oldesloe, um ihre mit viel Kreativität und Herzblut entwickelten Betreuungsangebote in der Praxis zu erproben. An diesem besonderen Tag gesellte sich bei den jungen Menschen zum Gefühl der Vorfreude gewiss auch etwas Aufregung: Wie würden die eigens entworfenen Aktivitäten bei den Bewohnern der Einrichtung ankommen? Haben wir in der Vorbereitung an alles gedacht? Mit diesen Fragen, den Aktivitäten im Gepäck und einer großen Portion freudiger Erwartung wurde die FSJ-Gruppe vom Aktiv-Team des Travedomizils um Kristin Engel empfangen. Bei der Begrüßung gab es dann noch eine Besonderheit. Am Eingang der Einrichtung hieß Tabea Sählandt die Gruppe willkommen. Tabea hat ihren eigenen Freiwilligendienst in dieser bpa-Mitgliedseinrichtung Ende Januar 2025 erfolgreich abgeschlossen und im Rahmen ihres FSJ im Jahrgang 2023/24 ebenfalls die Qualifikation zur zusätzlichen Betreuungskraft erworben. Diese Qualifikation ermöglicht es ihr nun, im Aktiv-Team ihrer ehemaligen FSJ-Einsatzstelle mitzuarbeiten und ihre Nachfolger im FSJ für das Berufsfeld Pflege zu begeistern.
Die Freiwilligen beschreiben die Erfahrung ihrer Qualifikation zur zusätzlichen Betreuungskraft so:
Mit Hand und Herz für andere da – das ist der Leitspruch von uns neuen Alltagsbegleitern. Wir entschieden uns im Jahr 2024 dafür, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu starten und uns gemeinsam mit der Qualifikation ,,zusätzliche Betreuungskraft“ weiterzubilden, um Menschen mit Beeinträchtigung zu fördern und im Alltag zu begleiten. Gemeinsam mit der pädagogischen Begleitung Steffi Schoop und der Referentin Tanja Baier haben wir (zusätzlich zu unseren regulären FSJ-Seminaren) eine Woche lang in der Jugendherberge in Bad Segeberg fünf ganz unterschiedliche Beschäftigungsangebote erstellt, die anschließend im Travedomizil in Bad Oldesloe präsentiert wurden.
Bevor wir mit unseren Projekten beginnen konnten, erhielten wir zunächst eine theoretische Einführung. Dabei lernten wir, welche Möglichkeiten es in der Betreuung gibt, wie wir unterstützend tätig sein können und worauf im Umgang mit den betreuten Personen besonders zu achten ist. Anschließend ging es in die erste Praxisphase über, in der wir die ersten kreativen Ideen für unsere Projekte austauschten. Nach intensivem Brainstorming und vielen kreativen Ideen legte sich jede Gruppe auf ihr finales Betreuungsangebot fest. Beim Erstellen der Angebote wurden zunächst die Arbeitsaufteilung, die Zielgruppe und das jeweilige Ziel definiert, um bei der späteren Präsentation im Travedomizil einer passenden Bewohnergruppe zugeordnet werden zu können.
Im Travedomizil erhielten wir viel Zuspruch für unsere Betreuungsangebote. Es kam zu tollen und sehr herzlichen Begegnungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Diese positiven Erlebnisse bestärkten uns darin, unsere Betreuungsangebote nach der Seminarwoche auch in unseren eigenen Einsatzstellen auszuprobieren, um weitere Erfahrungen zu sammeln.
Unser Fazit der Teilnahme an der Zusatzqualifikation:
Als Betreuungskraft begleitest du die Menschen nicht nur bei Tätigkeiten, wie gemeinsames Basteln, Gedächtnistraining oder unterstützt bei leichten hauswirtschaftlichen Aktivitäten, sondern begleitest ebenfalls bei Spaziergängen, führst Gespräche und steuerst einen aktiven Teil zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Für die Menschen, die deine Hilfe in Anspruch nehmen, bist du nicht nur eine fremde Person, sondern oft ein vertrauter Begleiter, eine wichtige Stütze im Alltag und manchmal sogar der einzige Mensch, der ihnen regelmäßig zuhört, Zeit schenkt und echte menschliche Nähe vermittelt.
